„Software Made in Germany“ – Die deutsche IT-Branche im Aufwind

Gipfeltreffen Software Made in Germany

Anfang Mai trafen in Karlsruhe erstmals die führenden Köpfe der deutschen Softwarehersteller zusammen. Beim 1. Gipfeltreffen „Software Made in Germany“ nahmen rund 60 verschiedene Unternehmen aus der Branche teil und diskutierten im Rahmen der IT-Messe Cloudzone die aktuellen Gegebenheiten der Branche, wobei auch so mancher Trend zum Thema wurde.

Mit gut 850.000 Beschäftigten zählt der ITK-Bereich zu den führenden Branchen in Deutschland. Die Bezeichnung “Software Made in Germany” will der Bundesverband IT-Mittelstand nun als “Gütesiegel für erstklassige Software” ausbauen. Ein passender Vorschlag, für eine Branche im Aufwind.

 

Software Made in Germany – Güteklasse ausgezeichnet

Der Vizepräsident des Bundesverband IT-Mittelstand e.V. (BITMi), Martin Hubschneider, eröffnete die Veranstaltung gleich mal mit der richtungsweisende Frage, warum die Bezeichnung „Software Made in Germany“ denn nicht auch „zum Gütesiegel für erstklassige Software für unsere vernetzte Welt werden“ solle. In der Tat scheint das kein allzu hoch gegriffenes Ziel, zählt der ITK-Bereich doch mit gut 850.000 Beschäftigten mittlerweile zu den führenden industriellen Arbeitgebern. Einzig die Maschinenbaubranche verzeichnet mehr. Der Bärenanteil fällt dem Bereich Software und IT-Dienstleistungen zu, werkeln doch rund 600.000 in dieser Sparte. Nichtsdestotrotz sind einzig und allein die SAP AG und die Software AG international erfolgreich und landen in der Top50 der erfolgreichsten Softwareunternehmen. Daran, so der Grundtonus, müsse sich etwas ändern. Schließlich zeigt sich gerade in diesem Bereich ein enormes Wachstumspotenzial, von dem die deutsche Wirtschaft langfristig profitieren wird. Bisher ist genau das kaum passiert, weshalb das Gütesiegel „Software Made in Germany“ überhaupt erst ins Leben gerufen wurde. Mit dem primären Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und so die internationale Sichtbarkeit zu verbessern, haben sich in den vergangenen beiden Jahren schon einhundert Unternehmen und rund 130 Produkte zertifizieren lassen. Um gemeinsam weiter voranzuschreiten, entwickelt ein aus hochrangigen Experten zusammengestellter Beirat stets aktualisierte Regularien.

 

 Globaler Umbruch als Chance für „Software Made in Germany“

Gerade in den letzten Jahren zeigt sich eine Art Umbruch innerhalb der internationalen Softwarebranche. Die steigende globale Vernetzung durch das mobile Internet und vor allem Software aus der Cloud bieten großartige Chancen, sich und die eigene Stellung auf dem Markt neu zu verorten. Laut Karl-Heinz Streibich, BITKOM- Präsidiumsmitglied, liegt die größte Aufgabe der Softwareindustrie derzeit im Cloud-Computing. Für mittelständische Softwareunternehmen sei es unabdinglich, die eigenen Anwendungen dahingehend anzupassen, wenn man in Zukunft überhaupt noch verkaufen möchte. Hubschneider verweist darauf, dass insbesondere die deutschen Softwarehersteller die Möglichkeit dieser Umstellung und der damit verbundenen neuen Rollenverteilung nutzen sollten, um Versäumnisse in der Vergangenheit wiedergutzumachen. Die Kombination aus den typischen deutschen Eigenschaften – erstklassige Qualität, Vertrauenswürdigkeit, permanente Innovation und ein Spitzenservice – ermöglichen speziell im cloudbasierten Softwarebereich einen immensen Wettbewerbsvorteil gegenüber der vielseitigen internationalen Konkurrenz. Prof. Dr. Alexander Mädche, der am Institut für Enterprise Systems der Universität Mannheim angestellt ist und ebenfalls in Karlsruhe zu Wort kam, stellte aktuelle Trends der IT-Branche vor. Auch er stimmte in den Kanon ein, dass die momentane Entwicklung speziell für die deutschen Softwareunternehmen große Chancen bieten würde. Mit parallelem Blick auf die Automobilbranche seien es vor allem Nutzerzentrierung, Standardisierung und Spezialisierung, auf die man in der Zukunft setzen müsse, um Erfolg zu haben. Der Head of Applied Research der SAP AG, Dr. Stephan Fischer, verweist darauf, dass man beim Software-Cluster bereits an einer optimalen Infrastruktur hinsichtlich der Markteinführung von Unternehmenssoftware aus der Cloud arbeitet. Prototypische Lösungen dieser „emergenten Software“ sollen geschaffen werden. Zentrale Charakteristika dieser sind unter anderem ein gewisses Maß an Dynamik, Flexibilität und Hersteller übergreifende Kompatibilität sein. So oder so ist auf der Veranstaltung deutlich geworden, dass das erste Gipfeltreffen von „Software Made in Germany“ lediglich ein erster Baustein auf dem Weg zur stärkeren Vernetzung von kleinen und mittelständischen Unternehmen darstellt. Ziel des BITMi ist es auch, dass sich die einzelnen Softwareanbieter innerhalb von Fachgruppen zu den jeweiligen Thematiken – IT-Sicherheit, Cloud oder Unternehmenssoftware – austauschen. Das gebildete Netzwerk, dem bereits 800 mittelständische IT-Unternehmen angehören, verzeichnet bisher ein Umsatzvolumen von mehreren Milliarden Euro, Tendenz steigend.

 

Bitkom Index: IT-Branche im AufwindDer Softwaremarkt in Deutschland wächst immer weiter

Im vergangenen Jahr konnte der Umsatz innerhalb des Softwaremarktes in Deutschland weiter gesteigert werden. Rund 4,4 Prozent mehr und somit 17 Milliarden Euro konnten 2012 von den gut 9000 deutschen Softwarehäusern umgesetzt werden.  Damit konnte man den Trend, der laut Streibich „seit Jahren überdurchschnittlich hohe Wachstumsraten“ vorweist, weiter bestätigen. Dies lässt sich vorrangig an dem Interesse einzelner Unternehmen erklären, die ihren Kunden einen bessere Service bieten und auch die betriebsinterne Organisation effizienter gestalten wollen. Global gesehen ist das Wachstum nach EITO, European Information Technology Observatory (ein Projekt der Bitkom Research GmbH), sogar noch etwas höher, liegt es doch bei 5,8 Prozent. Generell muss der Softwaremarkt in drei Kategorien unterteilt werden. Gut die Hälfte und somit 8,4 Milliarden Umsatz fallen in den Bereich der konkreten Anwendungen, so genannte Application Software. Dies beinhaltet Unternehmenssoftware, Grafik- oder Audio- und Videoprogramme. Allein in diesem Segment steigt der Umsatz um mehr als 4 Prozent. Im zweiten Segment, der Systemsoftware, welches rund ein Viertel des Gesamtumsatzes verzeichnet, steigt dieser um mehr als 3 Prozent. Inbegriffen sind da die Betriebssysteme Windows, MacOS und Android, aber auch Software, die der Sicherheit und der Speicherung großer Datensätze dient. Am deutlichsten ist das Wachstum im dritten und bisher umsatzschwächsten Bereich. Durch ein Wachstum um 6 Prozent zeigt aber auch die Sparte der Werkzeuge, so genannten Tools, für die Verteilung und Entwicklung von Software, die nur von IT-Profis genutzt wird, mittlerweile einen Umsatz von über 4 Milliarden Euro. Für 2013 werden in allen Bereich sogar noch höhere Umsätze erwartet. Drei Viertel der Unternehmen erwarten im ersten Halbjahr eine Verbesserung, nur jedes neunte Unternehmen geht von einem Rückgang aus. Mit Blick auf das komplette Geschäftsjahr 2013 sehen die Umfragezahlen sogar noch besser aus. Entscheidend dafür sehen die Experten in erster Linie die steigende Nutzung von Smartphones, Tablets und den wachsenden Bedarf an mobilem Internet und Cloud-Nutzung. Nach einem Rückgang des Bitkomindex in der Vergangenheit wird dieser nun vermutlich von 41 auf 64 steigen.

 

Problem ist der Mangel an Fachkräften

Der stetige Umsatzzuwachs ist auch mit der Neuschaffung vieler Arbeitsplätze verbunden. Pro Jahr entstehen ungefähr 15.000 neue Arbeitsplätze innerhalb der Branche. Auch 2013 wird der Arbeitsmarkt weiter profitieren. Vier von Fünf Unternehmen planen weitere Beschäftigte einzustellen, nur jedes 16te befürchtet einen Stellenabbau. Leider scheint gerade die Verfügbarkeit an Fachpersonal das derzeit größte Problem innerhalb der Softwarebranche. Mehr als die Hälfte aller ITK-Unternehmen verweist darauf, dass die Fachkräfteproblematik den Erfolg des Unternehmens behindert. Hingegen seien Exportnachfrage und Finanzierungssituation, in der Vergangenheit ebenfalls oft genannte Probleme, mittlerweile nicht mehr so gravierend. Hatten sich 2012 noch 18 bzw. 15 Prozent negativ über jene Behinderungsfaktoren geäußert, weist die derzeitige Konjunkturumfrage der Bitkom Research nur bei 8 bzw. 9 Prozent der Unternehmen eine derartige Äußerung auf.

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